Am zweiten Tage trennte Gott Wasser und Land.
So entstanden die Meere.
Am fünften Tage schuf Gott Fische und Vögel.
Am sechsten den Menschen.
Den Sonntag nahm er sich frei
und überließ die Welt sich selbst.
Als er wiederkam, stellte er fest;
die Meere waren überfischt
und die Menschen untervögelt.
Und das, obwohl die Menschen viel lieber als fischen vögeln wollten.
Und Gott, dem selbiges gar nicht behagte,
beklagte voll Trauer die Welt und er fragte:
Mensch, wie konnte das geschehn,
Mensch, was ist hier passiert?
ich kanns echt nicht verstehn,
ich bin wirklich verwirrt,
was hab ich übersehn,
hab ich mich echt so geirrt?
Sehr betrübte es den Herrn
und er fasste einen Plan,
er würde sich beschwern,
direkt beim Vatikan.
Der Weg zum lustvollen Lieben der Welt
schien ihm hier am allermeisten verstellt.
Doch den Papst auf seinem goldenen Gestühl
erfasst ein ziemlich kühles Gefühl,
als plötzlich der Chef an seiner Türe schellt.
Sag mal, Bene, du bist doch unfehlbar,
dann komm schon, erzähl mal,
ich hab euch doch deutlich genug gebeten,
fruchtbar zu sein und euch zu vermehren,
warum habt ihr bloß mein Gebot übertreten?
Ach Gott, wir tatens zu deinen Ehren,
wir möchten in höherer Liebe zu dir
alle irdischen Lüste entbehren,
die Kontrolle der eigenen fleischlichen Gier
unterscheidet alleine den Menschen vom Tier.
Mensch, Bene, mein Freund, komm, sage mir,
gehören zur Liebe
nicht bisweilen auch Triebe,
wäre die Liebe ansonsten nicht leer?
Ach Gott, wenns tatsächlich so einfach wär,
doch gibts in der Welt nichts Einfaches mehr.
Und so viel macht die Liebe eh nicht mehr her.
So sprach der Papst voller Sachverstand.
Da wurde Gott das Herz schmerzhaft schwer,
er reichte Bene zum Abschied die Hand.
Dann ging er traurig durch die Straßen der Stadt.
Er fühlte sich müde, fragte sich matt,
was mit der Liebe geschehen war.
Als er plötzlich ein Kino sah;
da stand in großen Lettern dran:
Don Juan
– Der Liebesgott –
unzensiert – hot hot hot.
Das klang doch ganz gut,
und Gott fasste Mut,
Das Schicksal schien ihm gewogen zu sein.
Er ging in das kleine Kino hinein.
Wo er denn bald Don Juan auch erblickte,
wie er vier Frauen auf einmal entzückte,
indem er sie von allen Seiten beglückte.
Wie gefiel Gott das Bild,
die Menschen liebten sich innig und wild.
Doch je heftiger Don Juan es trieb,
desto weniger war das Treiben Gott lieb.
Das Keuchen und Stöhnen gefiel ihm nicht recht.
Dabei fand ers nicht schlecht,
Nur schiens ihm nicht echt.
Und gab sich die Meute auch liebestoll,
so war sie doch keineswegs liebevoll.
Und Gott wandte sich ab von dem Trauerspiel.
Und er irrte umher ohne wirkliches Ziel.
Doch während ihm schon die Hoffnung entrinnt,
Erspäht er hoch oben eine Flagge im Wind,
auf die nur drei Worte geschrieben sind:
“Ich liebe es!”
Worauf er sofort neue Hoffnung gewinnt.
Er läuft voller Freude
in das Gebäude,
fragt den jungen Kassierer sogleich,
wer denn der Liebende sei,
welcher in seiner Liebe so reich,
dass er von allen Begrenzungen frei
seine auf alles gerichtete Liebe
jedem so weithin sichtbar beschriebe.
Der andere macht sich nichts weiter draus,
und wirft Gott wacker zur Türe hinaus.
Gott stolpert und stürzt und hoch über dem Haus
Flattert und knattert die Flagge im Wind.
Gott liegt am Boden, so sieht ihn ein Kind,
blutend und schmutzig, vor Tränen blind,
und es fragt ihn, warum er denn weine.
Und Gott blickt auf zu dem freundlichen Kind,
und stockend erklärt er, ihm scheine,
dass jeder zu lieben meine,
doch Liebe fände sich keine.
Da nahm das Kind den Gott in den Arm,
“Ich liebe dich”, sprach es und lächelte warm.
Und schweigend saßen die beiden da.
Arm in Arm, der Gott und das Kind.
Und es schien ihnen alles ganz wunderbar.
Ein Gewitter zog auf, sie spürten den Wind.
Doch schweigend saßen sie einfach nur da.
Und sie schmeckten den Regen und spürten den Wind
und schweigend saßen sie da.
..wahrlich, wahrlich niemand ist weise, der nicht das Dunkle kennt, das unentrinnbar und leise von allem ihn trennt…. 😉